Das Muster 1.0.9



📘 Band 1 – Das Muster: Butterfly
Ein Mann, eine Wohnung – und eine Entdeckung, die alles verändert.
Als Dave in sein Zuhause zurückkehrt, findet er mehr als nur die Stille einer leeren Nacht. Zwischen verwesendem Geruch, rätselhaften Hinweisen und dem Blick seines Nachbarn John entfaltet sich ein Netz aus Andeutungen, das wie ein unsichtbarer Faden um ihn liegt. Jede kleine Entscheidung zieht Kreise – und bald wird klar: Es gibt kein Zurück, wenn man einmal Teil des Musters geworden ist.


Kapitel 1 – Die Tür

Der Schlüssel klirrte in Daves Hand, als er die Wohnungstür aufschloss.
Es war still – zu still. Kein Summen des Kühlschranks, kein Brummen aus den Wänden. Nur ein dumpfes, gleichmäßiges Geräusch, das ihm sofort auffiel.

Er blieb im Flur stehen. Die Luft war schwer, süßlich und faulig. Etwas lebte hier, was nicht leben sollte.

Eine Fliege streifte sein Ohr. Dann noch eine. Sein Blick glitt zum Spalt unter der Küchentür. Dutzende Fliegen drängten hindurch, als wollten sie vor etwas fliehen.

Er stellte die Schlüssel ab, jeder Schritt knarrte, als würde das Parkett gegen ihn arbeiten. Seine Hand zögerte an der Klinke. Dann drückte er sie herunter.

Das Licht in der Küche flackerte. Auf dem Boden lag eine Leiche, so verwest, dass das Gesicht kaum noch ein Gesicht war. Die Haut grau, aufgeplatzt, die Kleidung am Fleisch klebend. Maden wanden sich in den Ritzen.

Dave konnte nicht schreien. Nur starren.

„Warum… in meiner Wohnung?“, flüsterte er.

Sein Blick blieb an der Hand des Toten hängen. Ein Ring glitzerte im Flackern der Lampe – und Dave kannte diesen Ring. Halb unter dem Kühlschrank lag eine Postkarte, im Staub verborgen.


Kapitel 2 – Das Flüstern von Damals

Er kniete nieder, zog die Karte hervor.
Auf der Vorderseite: ein sonniger Marktplatz.
Auf der Rückseite, in kleiner Schrift: „Manchmal genügt ein Tag, um alles zu ändern. – M.“

Dave starrte die Worte an, bis der Raum zu verschwimmen begann.

Vor seinem inneren Auge: derselbe Marktplatz, einige Jahre früher.
Er stand an einem Kaffeestand, vor ihm eine Frau mittleren Alters, lächelnd, einen Ring am Finger. Sie ließ Kleingeld fallen. Er hob es auf, reichte es ihr. Ein kurzes, warmes Lächeln – und sie ging.

Zurück in der Gegenwart legte Dave die Karte auf den Tisch.
Er öffnete den Kühlschrank. Leere. Nur eine kleine, rostige Blechdose.

Er nahm sie heraus, klappte den Deckel auf. Innen: eine vergilbte Schlüsselkarte mit der Zahl 109.

Hinter ihm knarrte die Küchentür. Er drehte sich um – und die Tür bewegte sich langsam.


Kapitel 3 – John

„Dave?“

John, sein Nachbar, stand im Türrahmen.
„Deine Tür war nicht richtig zu. Ich hab Geräusche gehört.“

„Was machst du hier, John?“

„Hab geklopft, keiner geantwortet… also…“ Johns Blick fiel auf die Postkarte. Einen Herzschlag zu lang.

„Ich muss in den Keller“, sagte Dave. „Stromkasten. Bleib hier.“

„Im Keller? Jetzt?“

Dave drückte sich an ihm vorbei.

Der Keller roch nach Feuchtigkeit. Eine nackte Glühbirne schwang leicht hin und her. Dave öffnete den Stromkasten, tat so, als prüfe er etwas – lauschte aber nur. Oben: Stille.

Ein Tropfen fiel ihm in den Nacken.
Er blickte hoch: Ein rostiger Schlüssel, mit Isolierband an die Leitung geklebt.


Kapitel 4 – Das Muster

Der Schlüssel trug dieselbe Gravur wie die Karte: 109.

In seinem Kopf formten sich Bruchstücke:
Die Postkarte.
Die Frau vom Markt.
Der Schlüssel.
Die Tür.

Er fand sie am Ende eines hinteren Gangs – Metall, mit einer schiefen Plakette: 109.
Der Schlüssel passte.

Drinnen: ein alter Spind.
Eine zweite, unbeschriftete Postkarte.
Ein blutiger Mantel.
Ein Karton voller Zeitungsartikel über Einbrüche und einen Vermisstenfall.

Auf einem Foto: die Frau vom Markt – Marie. Daneben, unscharf, John.

Über ihm knarrte eine Diel.


Kapitel 4.5 – Marie & der Ring

Im Spind lag eine kleine Schmuckschachtel.
Dave öffnete sie – der Ring. Der Ring der Leiche. Der Ring vom Markt.

Er erinnerte sich an Marie am Kaffeestand, wie sie nervös den Ring drehte. An ihr Lächeln, als er ihr die Münzen gab.

Später, in einem kleinen Zimmer, schrieb sie die Postkarte. Der Ring lag neben ihr auf dem Tisch.
Noch später, bei Nacht, übergab sie den Ring an einen Mann im Mantel. Den Mann, der jetzt tot in Daves Küche gelegen hatte.

Dave hielt den Ring fest.
Markt → Münzen → Ring → Postkarte → Raum 109.
Das Muster begann sich zu formen.


Kapitel 5 – Kein Zurück

Die Leiche war verschwunden, als Dave in die Wohnung zurückkam.
John saß am Küchentisch, vor sich die zweite Postkarte.

Er erzählte, wie der Flügelschlag begann: Dave ließ einmal die Haustür offen. Marie kaufte mit dem Kleingeld die Postkarte – ein Signal für John. Daraus wurde Raum 109. Der Tote wollte John verraten. Marie sei tot.

John gab ihm eine Blechdose mit dem USB-Stick „109“.
„Leg ihn in den Spind. Geh dann raus. Links, nicht rechts.“

Dave ging. Im Keller stellte er die Dose zurück.
Auf der Straße sah er sein Spiegelbild im Regen – einer, der die Tür offen gelassen hatte.


Kapitel 6 – Der zweite Flügelschlag

Aus einer Seitengasse trat eine Gestalt.
Marie. Lebendig.

„Du musst der sein, der die Tür offen gelassen hat.“

Die Haustür öffnete sich, John trat hinaus, erstarrte.
„Marie…?“

„Tot sein hat Vorteile. Man sieht, wer einen verrät.“

Sie reichte Dave eine leere Postkarte. Auf der Rückseite: 110.

„Dein Flügelschlag. Dein Sturm. Jetzt gehört er dir.“
Sie verschwand in der Dunkelheit.


Kapitel 7 – 110

Dave suchte im Keller nach Raum 110. Neben Raum 109 fand er eine versiegelte Metalltür ohne Nummer.
John trat aus dem Schatten. „Nur eine Geschichte. Gibt’s nicht in echt.“
Dave sah, dass er log.


Kapitel 8 – Die zweite Karte

Am Morgen fand Dave in seiner Jacke eine Postkarte: verregneter Hafen.
Er folgte dem Motiv zu einer verlassenen Lagerhalle.

Drinnen: Karten, Notizen, heimliche Fotos von ihm und John.
Marie stand plötzlich im Gegenlicht. Neben ihr zwei Männer.

„110 ist noch kein Ort“, sagte sie. „Aber bald.“


Kapitel 9 – Die Allianz

Marie erklärte: John war nur Verwalter. Raum 110 war ihr Projekt – und Dave sollte darin eine Rolle spielen.
Sie gab ihm einen versiegelten Umschlag.

John tauchte auf, warnte Dave. „110 ist nicht für dich – es ist gegen dich.“
Dave steckte den Umschlag ein.


Kapitel 10 – Das Muster vervollständigt sich

Dave betrat Raum 110.
An der Wand: Fotos, Karten, Verbindungen – alle führten zu ihm.
Unter seinem Foto: „Auslöser. Flügelschlag.“

Im Umschlag: eine Postkarte seiner Wohnungstür, mit Maries Handschrift.

Marie trat ein, John gefesselt neben ihr.
„Das ist der Beginn, Dave.“

Sie gab ihm eine neue Schlüsselkarte: 111.
„Frag nicht. Öffne.“

Das Summen der Fliegen füllte den Raum.

ENDE!